14. Mai bis 2, September 2023

GUT & SCHÖN - SCHÖN & GUT

Kommentare zur Tugendlehre des Aristoteles

mit Arbeiten von Mike Bruchner, Moritz Götze, KERWIEN, Christoph Löffler, Sibylle von Preussen, Anna Vonnemann und Roland Wetzel

 

….die Schönheit wird die Welt retten.
(Johannes Paul II.)

In der langen Geschichte der Schönheit hatte diese sehr selten einen autonomen Status.

Seit den alten Griechen ist Schönheit fast immer mit anderen Eigenschaften assoziiert. Das Orakel von Delphi antwortete auf die Frage, nach welchem Kriterium Schönheit zu bewerten sei: „Das Richtigste ist das Schönste.“

Das goldene Zeitalter verknüpfte Schönheit mit dem Maß und dem Angemessenen. Harmonie des Körpers und des Gegenstandes weisen als ideale Schönheit auf die schöne Seele. Im Mittelalter und später in der Renaissance wird Schönheit verbunden mit der magischen Wirkung der Zahlenwerke. Dabei symbolisiert beispielsweise die Fünf die mystische und ästhetische Perfektion. Die harmonische Proportion der Teile weist auf die Harmonie des Kosmos und damit die Schöpfung.

Schönheit und Klugheit, Schönheit und Mut, Schönheit und Wahrhaftigkeit: erst im 19. Jahrhundert wird eine Generation von Jüngern der Schönheit auftreten, die mit “ l‘art pour l‘art“ eine neue Religion schaffen: Das Leben selbst muss jetzt als ein Kunstwerk gelebt werden, abseits allgemeiner bürgerlicher Moral und realistischer Erfordernisse des Lebens.

Das 20. Jahrhundert berichtet über das Verhältnis von Schönheit und Technik. Die Leistungen der Ingenieurs- und Designkunst werden von diesem Jahrhundert, in welchem das Auto als das Äquivalent zu den großen gothischen Kathedralen betrachtet wird (Roland Barthes: Mythen des Alltags), den Schönheitsgedanken definieren.

Das 21. Jahrhundert wird vielleicht kein ästhetisches Ideal mehr haben. Der totale Synkretismus, der absolute und totale Polytheismus und das daraus folgende diffuse Menschenbild könnte schlafwandelnd die Menschen in einen diesmal weltweiten Totalitarismus laufen lassen, dessen Jünger die Begriffe schon lange verdreht und umgedeutet haben. Hat Kunst da nicht die Aufgabe, die Wurzeln der Schönheit neu ans Licht zu holen?

 

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