Kinder, Rosen, Kuscheltiere

„Klassische Moderne“ mit Christoph Löffler, Sorina von Keyserling und Anna Vonnemann im Kunstkontor

Märkische Allgemeine 25.04.2012

POTSDAM / NAUENER VORSTADT - Der klassische Salon hat sich gewandelt, hat den unsäglichen Plüsch abgelegt, ist kühler geworden und sucht seine individuelle Note nicht im Überfluss, sondern im kostbaren Detail. Galeristin Friederike Sehmsdorf bietet es, originell in den Motiven, kostbar in Material und Technik, pointiert realistisch in vielerlei Formen, kurzum klassisch im Modernen. So heißt die gegenwärtige Ausstellung im Kunstkontor am Jungfernsee denn auch „Klassische Moderne“.

Zwei Künstlerinnen und ein Künstler setzen sich, so die Galeristin, „in freier Interpretation in Beziehung zu den als ,klassisch’ bezeichneten Kunstepochen“. Verblüffung, Schock oder helle Begeisterung werden den Besucher erfassen, steht er beim Eintritt vor der dicht gehängten Porträtwand mit den wuchtigen neobarocken Rahmen. Unterschiedlicher könnten diese in Farbe und Form aus dem Rahmen springenden Porträts nicht sein, obwohl alle Abgebildeten dem gleichen Adel entspringen, dem Geschlecht der Plüschtiere. Für Friederike Sehmsdorf sind die Bilder von Christoph Löffler ein Stück „geadelte Pop-Art“. Ergötzlich vielseitig präsentieren sich die Physiognomien der Plüschteddys, Plüschhasen und Plüschkatzen. All das ist ausgeführt in nobelster altmeisterlicher Technik, arbeitsaufwendig mit bis zu 19 sehr dünn aufgetragenen Farbschichten. Und das gibt es sogar im Großformat, was allerdings schon ein wenig das Fürchten lehrte, stünde man im Dämmerlicht eines Salons vor einem solchen Monster.

Entschiedene Begeisterung löst Anna Vonnemann aus mit ihren seriellen großformatigen Rosentafeln, einzeln zu hängen oder aber auch zusammengefügt als großes Wandtableau. Die Rose, Blume der Meditation, offenbart sich hier als Symbol der Schönheit, realisiert wiederum in sorgsamster künstlerischer Maltechnik. Das ist feinste Blumenmalerei in der Tradition klassischer niederländischer Kunst. Jede Blüte scheint gleich und ist dennoch unterschiedlich im Detail. Das zu entdecken und zu genießen bereitet dem Auge ausgesprochen Freude.

Zwischen diesen bildgewichtigen Werken stehen Porträtplastiken von Sorina von Keyserling. Es sind Köpfe von Kindern, die in ihrer plastischen Form das Erbe eines Johann Gottfried Schadows nicht verleugnen. Die erst spät zur Plastik gekommene Künstlerin konzentriert sich beim Erfassen der Individualität ihrer kindlichen Modelle auf Schädelform und Physiognomie, die sie mit größter Sorgfalt herausarbeitet. Haare hingegen werden wie eine stilisierte Perücke behandelt, was die Konzentration des Blickes auf die Gesichtszüge verstärkt. Ihr ausgestellter Akt hingegen tendiert entschieden zur klassischen Moderne der Bildhauerei. Diese Arbeiten sind der Ruhepol einer bewegten Ausstellung.

Erschienen am 25.04.2012

Von Arno Neumann


» Nächster Artikel