WIELAND FÖRSTER - PLASTIKEN
STRAWALDE - MALEREI BILD: STRAWALDE / FÖRSTER

Skulpturen von Wieland Förster und Malerei von Strawalde begegnen sich

Nike, Daphne, Eva

Märkische Allgemeine 10.07.2012

Zu dem fünften Geburtstag ihrer Potsdamer Galerie hat sich Friederike Sehmsdorf selbst ein kleines Geschenk gemacht. Sie umgibt sich mit Kunstwerken von zwei Künstlern, die sie sehr mag und die zu den Großen ihrer Zunft gehören: Der Bildhauer Wieland Förster und der Maler Strawalde stellen aus. Den Sommer über laden sie zum Besuch der Galerie im Norden Potsdam ein.

Der in Wensickendorf lebende Bildhauer Wieland Förster zeigt 19 Arbeiten aus 40 Jahren. Förster ist Jahrgang 1930, die schwere Arbeit im Atelier hat er inzwischen aufgegeben, er ordnet seine Dinge. Und er schreibt. Sein jüngstes Buch „Seerosenteich“ schildert seine Kinder- und Jugendjahre in Dresden. Daraus wird Ende August in der Potsdamer Galerie gelesen. Bis dahin sind schon seine Figuren aus Bronze und Biskuitporzellan dort zu sehen.

Die „Liegende“ von 1971/72 füllt den größeren Ausstellungsraum des Kunst-Kontors, weiblich, selbstbewusst, wohlig liegt sie da. Förster hat sie immer gemocht, die fraulichen Frauen. Davon künden auch die frühen Arbeiten in dieser Ausstellung: weiblicher Torso von 1962 und Kleine Sitzende, die ein Jahr später entstanden war. Runder noch die Formen, glatter noch die Oberfläche, später wird Förster bewegtere Oberflächen für seine Figuren finden.

Dem Torso als Form der wesentlichen Reduktion und als besondere Konzentration auf Körpersprache wird Wieland Förster immer treu bleiben. Seine späten, großartigen Arbeiten wie „Nike“ oder „Daphne“ stehen in dieser Reihe. Im Kunst-Kontor sind dazu Figuren zu sehen, so die Kleine Nike von 1995 oder im Garten der Galerie die Große Daphne von 1997. Wer mag, kann die Figuren mit ihren großen Schwestern vergleichen, die Nike an der Glienicker Brücke in Potsdam etwa oder die Daphne im Oranienburger Schlosspark. Die Porträts von Eva Förster und Otmar Suiter sprechen für großartige Porträtkunst, auch für sie ist Wieland Förster bekannt und verehrt.

Den beiden Künstlern Förster und Strawalde ist die Galeristin Friedrike Sehmsdorf seit Jahren verbunden. „Beider Werden und Wege weisen schmerzhafte Brüche auf, den politischen und sozialen Verhältnissen des 20. Jahrhunderts geschuldet“, sagt die Galeristin. Undenkbar wäre deren Werk ohne die inspirierende Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne.

Wieland Förster und Strawalde stehen auch für den Anspruch Friederike Sehmsdorfs, die 2003 in Falkensee ihre erste eigene Galerie eröffnet hatte und dann nach Potsdam gezogen war. Namen wie Clemens Gröszer, Antoinette, Gudrun Brüne, Hermann Lüddecke, Nicolaus, Horst Hussel und Robert Metzkes prägen das Profil der Galerie. „Zukunft braucht Vergangenheit“ ist Friederike Sehmsdorf überzeugt; die aktuelle Doppelausstellung bestätigt diese These anschaulich und berührend.

Von Marlies Schnaibel

(Foto oben aus dem Artikel)


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