T R A n S F O R m A T I O n E N
UTA ZAUMSEIL & TIMM KREGEL
BILD: U. ZAUMSEIL - RÜCKBAU DES PALASTS
DER REPUBLIK

Zwei Künstler, eine Leidenschaft

Skulpturen und ungewöhnliche Holzschnitte

Transformationen von Timm Kregel und Uta Zaumseil im Kunstkontor

Märkische Allgemeine 09.10.2010

Als würde ihnen die Luft zu knapp, so wirken Timm Kregels Skulpturen. Jede Zimmerkante, jeder Fensterriegel, jede Türklinke, ja jedes Fenster und jede Tür stören und attackieren diese urwüchsigen, traumhaften und wundersamen Formen zwischen Organischem und Unorganischem. Es scheinen alle Energien darin aufgehoben, mit denen die Natur vor Urzeiten ihre Formen fand. Kregel sucht und findet sie in nonfigurativen Skulpturen im Dialog von kompakten und filigranen Gebilden. Seine Holzobjekte sind, mit Weiß dünn überzogen, bleich geworden. Assoziationen zu lang verborgenen Fundstücken sind nicht auszuschließen. Kleinere Objekte balancieren auf wie Luftwurzeln anmutenden Gebilden. Darüber schwebt die kompakte Form.

Galeristin Friederike Sehmsdorf hat ein gutes Dutzend Skulpturen von Kregel in ihre Galerie, aber noch weitaus eindrucksvoller in ihren Garten geholt. Tauchen in den Galerieräumen immer wieder Fragen auf, so ist die Präsentation im Freien eine reine Freude. Die Skulpturen hier sind im Aluguss-Verfahren entstanden, gefertigt in Sandformen, die ein leichtes Verfließen beim Guss zulassen. Dadurch entstehen an Florales und Kreatürliches erinnernde Gebilde. Die besondere Formwirkung entsteht durch einen Kontrast von ausgebreiteter Fläche und hoch hinauf greifendem Stab, der in der Form variiert. Kregel, 1957 in Leipzig geboren, studierte Innenarchitektur sowie Malerei und Grafik an der Hochschule für Kunst und Design auf Burg Giebichenstein, wo er seit 1988 einen Lehrauftrag hat.

Seine Partnerin in der Galerie ist Uta Zaumseil, deren großformatige, in Motiv und Technik ungewöhnliche Holzschnitte von vorangegangenen Präsentationen gut in Erinnerung sind. Die 1962 in Thüringen geborene Künstlerin gilt als innovativste Holzschneiderin. Ihre Motive sammelt sie in kleinen fotografischen Schnappschüssen, die vergrößert in einen Holzschnitt umgesetzt zu existenziell bewegenden künstlerischen Arbeiten werden, real bis ins Detail, jedoch magisch in der Wirkung. Es ist die Stille, die aus dem Bild drängt, sei es eine Straßenszene oder seien es die mächtigen Ruinentürme des Palastes der Republik. Ihre für die angewandte Technik extrem großen Holzschnitte überraschen durch ausgesprochen malerische Partien, durchflutet von Licht. Delikat ist der Farbauftrag in seinen geschickt herausgeholten, vielfältigen Strukturen. Das Geheimnis liegt im Druckvorgang. Zaumseil druckt mit großen Filzpantoffeln, mit denen sie über den eingefärbten, mit Papier bedeckten Druckstock Millimeter für Millimeter geht. Entgegen einem sonst üblichen Handabzug gibt es hier einen Fußabzug.

Von Arno Neumann


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