Kleine Monster und eine Augenweide

Ausstellung „Kabinettstücke“ zum Jahresabschluss in der Galerie „Kunst-Kontor“ am Jungfernsee

Märkische Allgemeine 05.12.2012

Manch Vertrautes im Kleinformat aus zurückliegenden Präsentationen des Jahres, aber auch eine höchst erfreuliche Überraschung finden sich in der letzten Ausstellung des Jahres im „Kunst-Kontor“. Es sind durchweg kleinere Formate, die Friederike Sehmsdorf in ihren intimen Galerieräumen als „Kabinettstücke“ versammelt hat.

Wieder ist es Christoph Löffler, der mit seiner virtuosen Verknüpfung von Pop-Art und Renaissance-Malerei verblüfft und fasziniert. Aus schweren, dunklen Rahmen starren mit perlglänzenden Augen billigste Stofftiere heraus, ausgeführt in feinster filigraner Lasurmalerei. Es sind kleine Monster. Man hütet sich zu lachen. Seit längerer Zeit sind Spielzeuge Löfflers Motive, der fast zehn Jahre als Keramiker arbeitete, bevor er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Wolfgang Peuker Malerei studierte.

Clemens Gröszer, mit dessen Gemälden es räumlich eine interessante Korrespondenz zu Löfflers Teddy-Adelsgalerie gibt, ist diesmal außer einem Gemälde nur mit Grafik vertreten. Die wenigen Blätter demonstrieren eine vielseitig sensible grafische Bildsprache. Grafische Blätter mit Landschaftsmotiven bietet auch Herbert Franz, der aufmerken lässt durch seine farbig treffenden Reisebilder aus Nordafrika. Im Gegenständlichen sorgsam herausgearbeitet, zeigt Uta Zaumseil aufwendige Farbholzschnitte. Die künstlerisch bewegendsten Arbeiten sind die drei „Selbstbetrachtungen“ von Johannes Heisig. Das ist substanzielle Malerei nicht nur in der Form- und Farbfindung, sondern in Selbsterkundung. Die ganze Galerie ist belebt durch auf Sockel und an den Wänden platzierte Figuren von Susanne Kraißer, deren Reichtum in der Bewegtheit eigentlich einer gesonderten Rezension bedarf.

Eine echte Überraschung findet sich im ersten Galerieraum mit dem abchasischen Künstler Adgur Dsidsaria, der erstmals im „Kunst-Kontor“ zu sehen ist. Friederike Sehmsdorf lernte ihn kennen als Kuratorin einer Berliner Ausstellung mit georgischer, abchasischer und russischer Kunst.

Die Arbeiten Adgur Dsidsarias sind eine Augenweide mit ihrem Ausbalancieren von Formgebilden, dem Geflecht abstrakter Kompositionen, dem liebevoll sorgsamen Ausspinnen der Details und einer warmen, höchst differenzierten Farbigkeit.

Erschienen am 15.12.2012

Von Arno Neumann


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