STILLE WELT - FOTOGRAFIEN
VON MONIKA SCHULZ-FIEGUTH
BILD: PATER RAPHAEL

Authentisch

Pater Karl Wallner in der Galerie Kunst-Kontor

Potsdamer Neueste Nachrichten 09.11.2010

Gesungen wurde auch. Sogar ein dreistimmiger Kanon. Pater Karl Wallner stimmte „Herr, bleibe bei uns“ an. Heraus kam ein ungeübtes vielstimmiges Ergebnis. Singen schien an diesem Abend in der Galerie Potsdamer Kunst-Kontor wohl nicht jedermanns Sache zu sein. Der Mönch aus dem Kloster Stift Heiligenkreuz im Wienerwald ist ohne Zweifel Besseres gewohnt. Denn 17 seiner 88 Mitbrüder in Heiligenkreuz haben auf der CD „Chant – Music for Paradiese“ gregorianische Gesänge eingesungen. In den britischen Hitlisten waren sie ganz oben. Als erste österreichische Musiker überhaupt, bemerkte Pater Wallner wohlgelaunt. Im Kloster ist er unter anderen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

In der Galerie von Friederike Sehmsdorf plauderte der Zisterziensermönch kurzweilig und charmant über das weit über die Grenzen Österreichs bekannt gewordene Kloster. Doch er las auch aus seinen authentisch geschriebenen Texten, die er für das soeben erschienene Buch „Licht einer stillen Welt“ (Gütersloher Verlagshaus) schrieb. Da hörten die mehr als 70 Besucher interessiert zu, wenn er las: „Niemand von uns Mönchen ist hier, weil er bloß der eigenen Spontaneität gefolgt ist, weil er ein Leben in Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit als so wahnsinnig begehrenswert betrachtet. Wir sind alle hier, weil Gott uns gerufen hat.“ Schlicht, mit meditativer Gelassenheit, führt er in seinen Texten in das Jahrhunderte alte Leben der Klosterkultur ein. Heiligenkreuz allein ist fast 900 Jahre alt.

AnzeigeDie Potsdamer Künstlerin Monika Schulz-Fieguth schuf für das Buch die atmosphärisch dichten Fotografien (PNN berichteten). Das Kunst-Kontor zeigt nun eine Auswahl der Heiligenkreuz-Aufnahmen in großformatigen Bildern. Pater Karl Wallner zeigte sich beeindruckt von der Kunst Monika Schulz-Fieguths. „Auch meine Mitbrüder sind begeistert davon“, sagte er. Besonders die Porträts von Mönchen würden die großartige Beobachtungsgabe der Fotografin dokumentieren.

Pater Karl ist die Kunst des Erzählens geschenkt. Das war bei seinem Besuch im Kunst-Kontor deutlich zu merken. Er erzählte von den „Mega-Ereignissen“, die das Kloster weltweit bekannt machten. Von Florian Henckel von Donnersmarck, der Neffe des Abtes, in Heiligenkreuz das Drehbuch zu dem Film „Das Leben der Anderen“, der mit einem Oscar prämiert wurde. „Klöster sind Orte der Stille. Darin liegt eine Quelle kreativer Kraft“, sagte der Gast aus dem Wienerwald. Mit ein klein wenig Stolz berichtet er, dass im Film eine Nebenrolle seinen Namen trägt. Der CD-Erfolg brachte ihn auch vor unzähligen Fernsehkameras. Auch bei „Wetten dass ?“ war er zu Gast.

Erschienen am 09.11.2010 auf Seite 23

von Klaus Büstrin


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