ZUM 60. GEBURTSTAG VON
C. C. GRÖSZER: ›TWILIGHT‹
BILD: TRIPTYCHON TWILIGHT

Knapp, aber züchtig - Malerei, Grafik und Plastik von Clemens Gröszer zu seinem 60. Geburtstag im Museumshaus „Im Güldenen Arm“

Märkische Allgemeine 28. Mai 2011

Clemens Gröszer, durch frühere Ausstellungen in Potsdam gut bekannt, zeigt zu seinem 60. Geburtstag im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ erstmalig sein „Reunion“, eine Versammlung vertrauter Freunde, zwölf an der Zahl, weshalb das Bild auch mit der ergänzenden Bezeichnung „Abendmahl“ genannt wird. Allerdings irritiert dieser Titel bei einem genaueren Blick auf das Bild. An langer Tafel – die Leinwand misst 220 mal 80 Zentimeter – ist man versammelt. Doch nicht Brot und Wein stehen auf dem Tisch. Statt dessen breitet sich auf der Tafel lang gestreckt der Körper eines Weibes aus, knapp, aber züchtig bekleidet. Die Schuhspitzen sind dem Künstler zugewandt. Sie bieten ihm einen angebissenen Schokoschaumkuss zum Verzehr an.

Das andere, in dieser Ausstellung wichtige Werk hängt in der ehemaligen Durchfahrt und gewinnt von Monat zu Monat immer bedrohlichere Aktualität, gemalt nach dem bisher beispiellosen Terrorakt gegen das New Yorker World-Trade-Center. Was im Bild am Himmel und auf dem Meer damals noch apokalyptische Fantasie war, ist längst Wirklichkeit geworden.

Von der in einer Bildreihe immer wieder variierten „Marin à cholie“, jener Frauenfigur als Seismograph persönlicher und gesellschaftlicher Befindlichkeit, sind im Bild leere Hüllen geblieben. Nur eines ihrer Augen schwebt über der Szenerie, eines der großartigsten Details in Gröszers Werk. Zwielicht, „Twilight“, nennt er die Arbeit, die auch der Ausstellung den Titel gibt. Gegenüber im Raum sitzt der amputierte, im Torso körperlich so unberührt schöne Bronze-Engel vom Ende der neunziger Jahre.

Die übrigen 20 Arbeiten sind nicht unbekannt. Je öfter man Gröszers Malerei sieht, umso genussreicher drängt sich deren raffinierte Farbigkeit in den Vordergrund, wie beispielsweise in dem Frauenporträt „Daniviolett“. Was man mit einem farbigen Grundton alles machen kann, beweist sein Porträt „Das rote Kleid“, ein anrührend sensibles Frauenbildnis. Hier muss keine dunkle Brille den Menschen in seiner Würde, so verschüttet sie auch ist, schützen.

Weiterhin gibt es penible Pflanzenstudien wie auch in Aquarelltönen fließende Aktstudien. Ein Raum im Zwischengeschoss ist generell den Studien vorbehalten. Ansonsten gilt, was Matthias Flügge, einer aus der Runde der zwölf Freunde auf dem Abendmahl-Bild, einmal geschrieben hat: „Man trägt selbstbewusst seine Verkleidung als Rüstzeug gegen die Unzumutbarkeiten der Wirklichkeit.“

Von Arno Neumann


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