»LOUISE..... IHR NAME IST MIT EINEM
POETISCHEN ANHAUCH UMGEBEN«
BILD: M. GÖTZE - SCHÖNSTE ALLER SCHÖNEN

9. Mai - 26. Juni 2010

"Preussischer Frühling III. - mit Arbeiten von Moritz Götze, sibylle von preussen und Julia Theek"

„LOUISE..... ihr Name ist mit einem poetischen Anhauch umgeben“ (Leopold v. Ranke)

„Louise“ ist der Titel der dritten Ausstellung innerhalb der Ausstellungsreihe „Preussischer Frühling".

Warum Louise? „Louise“, noch genauer „Louisa“ steht im Taufregister, welches 1776 die Geburt und Taufe der kleinen Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz am 10. März verzeichnete. „Louise“ wird sie auch wieder 1810 in der Beschreibung des Trauerzuges von Hohenzieritz nach Berlin genannt und mit „Louise“ unterzeichnete sie Ihre Briefe.

Wenn Leopold von Ranke, der große deutsche Historiker, der wahrlich keinen esoterischen Sprachstil pflegte, darauf verweist, dass Louises Name „mit einem poetischen Anhauch umgeben ist“, dann meint er damit das besondere Potential von Poesie, was vergleichbar ist mit dem, was Václav Havel einst über die Hoffnung sagte: „Sie ist ein Geisteszustand, kein Zustand der Welt....Sie ist eine Ausrichtung des Herzens, sie transzendiert die unmittelbar erlebte Welt und ist irgendwo hinter deren Horizont verankert.“

Die preußische Königin war bereits zu ihren Lebzeiten ein Star und ist bis heute eine Ikone. Ihre Lebens- und Leidensgeschichte bot und bietet unzählige Projektionsflächen.

Für die Ausstellung „Louise“ wurden zwei Künstlerinnen und ein Künstler ausgewählt, deren Beschäftigung mit der preußischen Historie und die daraus folgende künstlerische
Reflexion zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Oeuvres geworden ist. Alle Drei bedienen sich einer modernen Bildsprache.

Es zeigt sich, daß es sich lohnt, die preußische Königin auch für die Gegenwart künstlerisch neu zu entdecken. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist es nicht mehr die edle Dulderin und ihrem Manne in allem ergebene Gattin und Mutter, sondern die Frau auf einem hohem politischen
Posten, die sich als autonome Person behauptete und die die Möglichkeiten des Handelns, die sich innerhalb enger Grenzen für sie ergaben, bis aufs Äußerste nutzte.

Der Hallenser Moritz Götze, geb. 1964, ist einer der wenigen Künstler, der es wagt, in seinen Zeichnungen, Gemälden und Emaillearbeiten Geschichten zu erzählen. Mit unbändiger Fabulierlust errichtet er einen Kosmos von Verweisen und Hintergründigkeiten und pfeift dabei auf jegliche „political correctness“. Damit erreicht er, daß auch Ängstliche das Minenfeld der Deutschen Geschichte zu betreten wagen. Das „durchsäuerte Geschichtsbild der Deutschen“ (E. Gillen) wird von Moritz Götze derart auf die Schippe genommen und mit dem Verve des Herakles, der den Stall des Augias ausmistet, zur Disposition gestellt. Dabei ist Götze immer subjektiv und vermeidet klug jede Attitüde eines Oberlehrers. Er bleibt immer Künstler. Seine Zeichnungen zu Louise benennen und hinterfragen den Kult um sie und den Kern ihres bis heute wirkenden Charismas. Bei Götze ist sie zugleich fern als auch gegenwärtig, wenn sie als Madonna mit dem Nimbus zu uns Heutigen herabsteigt oder wenn sie als Girlie auf dem Teppich sitzend dem Wust ihrer Gefühle Herr/Frau zu werden sucht.

Die Potsdamerin Julia Theek, geb. 1966, hat im Park von Sanssouci schon laufen gelernt. Von ihrem Großvater, dem Maler und Kunstdozenten Paul August, in Geschichte, Kunst und Mythologie eingeführt, professionalisiert mit ihrem Magistra Artium in Ästhetik und Kulturgeschichte, hat sie sich ein ausdifferenziertes Bild preußischer Akteure gebildet. Jenseits der Nettigkeiten von Lokalkunst entdeckte Julia Theek für sich die künstlerische Sprache der Airbrush-Techniken, die auf dem rauheren Pflaster der Großstadt ihre Ursprünge hat. Ihr Porträt der Königin hat sie nach der originalen Wachstotenmaske erarbeitet - ein verstörendes Erlebnis, Louise dabei so nahe gekommen zu sein, wie die wenigsten ihrer Zeitgenossen. Das Bild „König, Kaiser und Ikone“ verbindet Privatheit mit der historischen Rolle. Louises ältester Sohn wurde Friedrich Wilhelm IV., der Zweitgeborene rachte es gar zum Kaiserreich und dennoch waren die beiden für Louise Kinder. „Setting the mood“ (Gold für Eisen) widmet Julia Theek dem Aspekt des Krieges, der die letzten Lebensjahre der Königin geprägt hat. Flucht, Verlust und auch Verzicht -Louises Präambel für den Geist der Befreiungskriege. Kommentar zu einer Zeit, in der das Eiserne Kreuz noch nicht befleckt war, sondern wo man Bescheidenheit, Vaterlandsliebe und Schinkelschen Klassizismus damit assoziierte.

Die Arbeiten sibylle von preussens, geb. 1952, speisen sich quasi aus der Innenansicht einer Familie. Durch ihr Werk zieht sich wie ein roter Faden die Frage nach dem menschlichen Potential und der Würde der Kreatur. So nähern sich die kleinen Papiercollagen auf sensible Weise der Frage, wie eine Person wie Louise in den unbarmherzigen Sphären der preussischen Hofetikette, in denen die erste und vornehmste Aufgabe der weiblichen Mitglieder die Geburt legitimer Thronerben war, so etwas wie Individualität und Persönlichkeit ausbilden und erhalten konnte. Die feinen Scherenschnitte und toff-Cuts entnehmen ihre Motive der persönlichen Welt Friedrich des Großen aus Sanssouci, den Louise persönlich sehr verehrt hat. Obwohl ursprünglich Jagdszenen, sind sie als Ornamente bereits von den Idealen der französischen Aufklärung geprägt.


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